"6. Sommernachtsmusik" am 23. Juli 2016

Münchner Merkur vom 28. Juli 2016:

Drei Ensembles, eine Leidenschaft

Scheidender Kantor Eppelein zeigt mit Bläserkreis, Kirchenchor und Vokal-Ensemble große Bandbreite der Musik

Taufkirchen - Die Sommernachtsmusik der Jerusalemkirche ließ neben unterhaltsamen Aspekten eine sehr beachtliche Qualität von Ensembles erkennen, die Kantor Johannes Eppelein gegründet hat: den Projektchor JerusalemVokalEnsemble, den Bläserkreis "Hachinger Tal", sowie den schon länger bestehenden Kirchenchor, die Kantorei.

Als guter Stern wirkte Peter Igelhoffs Lied "Wir machen Musik" von 1942, zugleich Filmtitel, bei dem Kantorei und Bläserkreis versicherten: "Und wenn du auch mal Sorgen hast, vertreib sie mit Musik." Zunächst aber verkündete der Bläserkreis, mehrfach besetzt mit Trompete, Waldhorn, Posaune, Euphonium und Tuba, Luthers Lehre: "Wir glauben Gott im höchsten Thron, wir glauben Christum, Gottes Sohn" in Form von Popmusik von Friedrich Veil.

Feierlich und zugleich unterhaltsam sang das Vokalensemble die Motette zum 100. Psalm, "Jubilate Deo" von Peter Anglea, auch an John Rutter erinnernd. "Im Freien zu singen" vermekrt Mendelssohn bei vierstimmigen Liedern. Der Romantiker glaube, im Grünen erwache frischer Mut. Daran fehlte es der Kantorei auch in der aktustisch schwierigen Kirche keineswegs, mit Eppelein intonierte sie Mendelssohns Lied "Wie lieblicher Klang, o Lerche, dein Sang! Er hebt sich, er schwingt sich in Wonne".

Mit Popsongs verbreitete jedes Ensemble gute Laune. Kantorei und Vokalensemble vereinigten sich zur effektvollen Aufführung von Orlando di Lassos Madrigal für zwei vierstimmige Chöre, "Das Echo". Ließ der Nachhall aufhorchen, so war es beim Lied "Auf de schwäbsche Eisebahne" Eppeleins Trillerpfeife. Unerwartet rief ein Besucher: "Aussteige lasse!". Dem Bläserkreis schien das "Mississippi Shuffle Boat" so vertraut wie der von ihm begleiteten Kantorei "The Scat Calypso", bei dem lautmalerische Passagen auch dem Publikum Freude machten.

"Chorsingen ist Diktatur, da ist von Demokratie keine Spur" sangen alle. Eppelein hatte die selbstironischen Verse über Chorleiter wie manch andere Songs bearbeitet, beispielsweise den dreistimmigen "Canon in Swing", den alle gemeinsam sangen.

Den Gospelsong "Witness" lernte der Zuhörer im Arrangement für acht Stimmen kennen, erheiternd wie Markus Porschners Frage- und Antwortspiel "Wie bitte?" oder "Black Bottom Stomp", bei dem alle Bläser als Refrain aufstampften. Das Publikum bewies Humor, vom Kantor befragte Gäste zeigten sich begeistert.

Mit dem Marsch "Wien bleibt Wien", uraufgeführt 1886 zum 25-jährigen Jubiläum der Schrammel-Brüder, kehrten die Bläser zur Sommernachtsmusik zurück. "Wir hatten eine gute Zeit" erinnerte sich das Vokalensemble mit fünf glockenreinen Stimmen nostalgisch. Ihren Dank an den Kantor drückten die Musiker mit dem dreistimmigen Kanon "Sing a cappella" aus und bestätigten: "Musik ist Trumpf".

Verabschiedet wird Johannes Eppelein am Sonntag, 25. September, um 19 Uhr aus Taufkirchen. Am 1. Oktober beginnt sein kirchenmusikalisches Praxisjahr an der Christuskirche München-Neuhausen.