Bachs "Weihnachtsoratorium" am 12. und 13. Dezember 2015

Münchner Merkur vom 16. Dezember 2015:

Leuchtende Stimmen

Einhundert Sängerinnen und Sänger gemeinsam auf der Bühne

Taufkirchen - Im Zeichen der Ökumene bildeten Chöre der Jerusalemkirche und von St. Georg mit dem Oratorienprojektchor ein Großensemble. Es knüpfte an an jene Aufführung von drei Kantaten aus Bachs Weihnachtsoratorium [2014].

Die etwa einhundert Sängerinnen und Sänger boten machtvolle Steigerungen, doch der Dirigent und Kirchenmusiker Johannes Eppelein mied übermächtigen Klang der Soprane. So leitet etwa die Kantate II ("Und es waren Hirten in der selben Gegend auf dem Felde") eine Sinfonia ein, bei der Streicher und Blockflöten die Musik der Engel andeuteten. Die Solisten beleuchteten das Geschehen um die Krippe lyrisch, aber auch dramatisch. Den Evangelisten verkörperte Gustavo Martin Sanchez mit hell timbriertem Tenor. Sein Pathos und nachdrücklicher Gesang des Bassisten Virgil Mischok entsprachen ebenfalls der historischen Aufführungspraxis. Stilsicher gestalteten Kathleen Danke als Sopran und Luise Höcker als kräftiger Alt ihren Part.

In der Kantate IV, bei der die Hornisten mit Anstand über die Runden kamen, untermalten die Bässe beim Eröffnungschor "Fallt mit Danken, fallt mit Loben vor der Höchsten Gnadenthron!", auch mal die übrigen Stimmen mit langem Ton. Die Oboisten wechselten bei der Hirten-Kantate zur tieferen Oboe d'amore und fielen nun in den Dialog der Seele mit dem Heiland ein, bei der der Sopranistin zwei gegenüber platzierte Chor-Soprane als Echo antworteten.

Lebensvoll sang der Chor das die Kantate V eröffnende "Ehre sei dir, Gott, gesungen". An die drei Weisen aus dem Morgenland anspielend, unterschied der Chor bei dem Choral "Dein Glanz all Finsternis verzehrt, die trübe Nacht in Licht verkehrt" zwischen kräftigem und verhaltenem Ausdruck. Ähnlich differenzierte der Bassist die folgende Arie, "Erleucht' auch meine finstre Sinnen". Eppelein erreichte mit sparsamen Gesten ein ausgewogenes Verhältnis der Gruppen. Die Streicher fuhren beim Alt-Rezitativ über das Erschrecken des Herodes heftig drein und begleiteten dagegen sanft den freudigen Teil.