GLORIA - Festliche Chormusik aus England am 17. April 2016

Münchner Merkur vom 20. April 2016:

Ganze Kirche singt "Nun danket alle Gott"

Rund 400 Besucher waren gekommen in die Pfarrkirche St. Georg in Taufkirchen. Und sie wurden von der festlichen Chormusik englischer Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts, darunter als Höhepunkt John Rutters "Gloria", geradezu überwältigt.

Taufkirchen - Im Halbrund standen der Gloria-Projektchor und die Chöre der Jerusalemkirche samt Blechbläser- und Percussion-Ensemble, geleitet von Kirchenmusiker Johannes Eppelein. Die originelle Dramaturgie begann mit Otto Nicolais "Kirchlicher Festouvertüre über den Choral 'Ein feste Burg ist unser Gott'" (1836), melodisch reizvoll wie dessen Trauermusiken zum Tod Bellinis und der Sängerin Malibran.

Bei Harald Fellers Bearbeitung des Originals (großes Orchester, Chor, Orgel) durchmaßen die etwa 90 Sängerinnen und Sänger die große Fuge stetig. Hier, wie bei anderen, insbesondere britischen Komponisten grüßte Mendelssohn herein, so bei John Stainer, aus dessen Oratorium "Crucifixion" die vierstimmige A-Cappella-Motette "God so loved the world" erklang. Mit deren spätromantischem Ausdruck konnte man später Bob Chilcotts A-cappella-Motette vergleichen, die mit der leuchtenden Spur des Sopran-Solos von Tabea Eppelein als eindringliche Interpretation berührte.

Es folgte Hubert Parrys Anthem (Eingangslied der anglikanischen Kirche). "I was glad" war die Krönungshymne, die Eppelein bearbeitete. Da sang der Chor statt des dem britischen König geltenden Vivat "Jesus surrexit, hallelujah!" Im Wechsel von Chor und Bläsern samt Pauken kam Osterfreude als spätromantisches Melos wuchtig zur Geltung, beim Sanctus aus Karl Jenkins' Friedensmesse wurde das "Hosanna in excelsis" zu Dramatik gesteigert. Im Anschluss begeisterte Colin Mawbys schwungvoll gestaltetes "Jubilate Deo".

Zwischen die Chor-Sätze streute Organist Carsten Hohl, derzeit Dekanatskantor in Deggendorf, Orgelstücke. Einfühlsam spielte er Messiaens Meditation "Les eaux de la grace" als Wasser der Gnade, das durch das Himmlische Jerusalem fließt, und bezauberte bei Jehan Alains "Le jardin suspendu" (Der hängende Garten) mit Flötentönen. Von gemäßigt modernen Chor- und harmonisch kühnen Orgelstücken vorbereitet, war der Rang des "Gloria" zu ermessen, dessen Aufführung intensive, geduldige Proben voraussetzte.

Eppelein leitete Chor und Bläser mit klaren Gesten zu einer wahrhaft vollendeten Wiedergabe des komplexen, rhythmisch überaus anspruchsvollen Werks. Als Solo-Soprane flochten Franziska Mandl, Tabea Eppelein und Cornelia Mandl goldene Fäden ein. Zu gestoßenem Bläserklang (vier Trompeter, drei Posaunisten, ein Tubist) und Pauken (zwei Schlagwerker) erstrahlte das "Gloria in excelsis Deo" des Eingangs-Vivace, sanft das "Friede auf Erden", vom Frauenchor freudig wiederholt. Solche Kontraste waren die Struktur, Bläser und Pauker setzten scharfe Akzente.

Im Andante, Anrufung Gottes, hielt sich der Chor, der Bitte um Erbarmen gemäß, zurück, mit "Rex caelestis" (Himmelskönig) als schrillem Aufschrei. Im Vivace e ritmico bewältigte er unter anderem die beunruhigende Fuge. Bei Rutter's Choralbearbeitung von "Nun danket alle Gott" sang die Hörer-Gemeinde mit, was befreiend wirkte. So hielt der stürmische Beifall lang an.